Ein Fenster soll natürlich und zuerst einmal schön aussehen – schließlich sind Fenster ja „die Augen eines Hauses“, wie es bereits im 19. Jahrhundert der französische Schriftsteller Jules Amédée Barbey d’Aurevilly formulierte, dessen Lebensstil ähnlich exzentrisch gewesen sein soll wie sein Name. Überhaupt nichts mit Exzentrik, sondern mit nüchterner Physik und Funktionalität haben die Werte zu tun, die für die Wohn- und Sicherheitsqualität eines Fensters ausschlaggebend sind. Viele davon sind nach Normen definiert und unterliegen gesetzlicher Überprüfung.
Im Folgenden finden Sie einen Überblick über solche Normen und Regelungen – quasi die inneren Werte eines Fensters – und was bestimmte Werte im Einzelnen bedeuten:
g-Wert
Mit guten g- und U-Werten und entsprechender Fensterausrichtung lassen sich bei richtiger Planung solare Wärmegewinne erzielen, sofern das gewünscht ist: Der g-Wert gibt dabei an, wieviel Wärmeenergie der Sonneneinstrahlung nach innen abgegeben wird. Je höher der g-Wert ist, desto höher ist auch der Energieeintrag in ein Gebäude. Zur Orientierung: Moderne 3-fach Verglasungen haben heutzutage g-Werte um ca. 50 %, das heißt, in etwa die Hälfte der Wärmeenergie der anstehenden Sonneneinstrahlung wird in das Rauminnere weitergeleitet. Das ist optimal in der Übergangszeit bzw. im Winter; trotzdem sind – insbesondere im Sommer – effiziente Sonnenschutzsysteme erforderlich, um eine Überwärmung der Gebäude zu verhindern, speziell bei großen Glasflächen.
U-WERT
Gemeinsam mit dem g-Wert erhält man hier Informationen zur Wärmedämmung eines Fensters. Der U-Wert gibt Auskunft über die Energiemenge, die binnen einer Stunde durch eine Fläche von einem Quadratmeter fließt. Allgemein kann man sagen: je kleiner der U-Wert, desto besser die Wärmedämmung. Die genauen Bezeichnungen dieser „Wärmedurchgangskoeffizienten U“ mit ihren drei Werten lauten: Uf = frame (Rahmen), Ug = glass (Glas) und Uw = window (Fenster). Die OiB-Richtlinie 6 sieht vor, dass ein Uw-Wert von 1,4 W/(m2K) nicht überschritten werden darf. Moderne leistungsfähige Fenstersysteme unterschreiten diesen Wert aber bei Weitem und liegen in der Regel in einem Bereich zwischen ca. 0,8 und 1,0 W/(m2K).
ÖNORMEN
Die ÖNORMEN legen bei Fenstern die Soll-Werte für Luftdurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und Widerstandsfähigkeit gegen Windwirkung fest. Sie sind relevant für die Eignungsprüfung und geben ganz allgemein den technischen Status Quo wieder. Auch für viele andere Bereiche rund um Fenster gibt es Normen, so sind z.B. auch die optische Glasqualität sowie der Einbau von Fenstern in Normen geregelt. Normen stellen den Mindeststandard dar, den jede Fachfirma zu erfüllen hat.
OIB Richtlinien
Ergänzend zu den ÖNORMEN gibt es das Österreichische Institut für Bautechnik: Die hier herausgegebenen Richtlinien verantworten eine österreichweite Angleichung der bautechnischen Vorschriften und werden auf Landesebene ins jeweilige Baurecht übernommen. Hier sind z.B. die Mindestanforderungen für den Wärmeschutz, den Schallschutz, die Ausführung von absturzsicheren Verglasungen usw. geregelt
RC und WK Einteilungen
Diese Bezeichnungen machen Ihr Wohnen nicht klimatisch angenehm, sondern sicher. Das Kürzel „RC“ – aus dem englischen Resistance Class, im Deutschen also Widerstandsklasse (WK) – bezeichnet die Einbruchssicherheit eines Fensters. Die zuständige Prüfnorm DIN EN 1627 unterteilt dabei von RC1 bis RC6 und definiert die vorgeschriebenen Sicherheitspakete. Im privaten Bereich gelten RC2-Fenster als sehr sicher, verfügen sie doch nicht nur über entsprechend robuste Rahmen und Verglasung, sondern weisen zusätzlich einbruchhemmende Bauteile auf wie z.B. sogenannte Sicherheitsschließstücke, Pilzkopfverschlussbolzen und Aufbohrschutz. Tipp: Manche Haushaltsversicherungen gewähren Rabatte beim Einbau von einbruchhemmenden Fenstern oder Haustüren. Informieren sie sich rechtzeitig bei ihrem Versicherungsfachberater. Eventuell können sie somit einen Teil der Mehrkosten über eine entsprechende Prämienreduktion kompensieren.
Schalldämmung
Je nach Lage oder Verwendung muss Ihr Fenster hohe oder niedrige Schallschutzeigenschaften aufweisen. Die Mindestanforderungen werden in dier OIB 6 definiert, wobei darüber hinaus für spezielle Räume (z.B. Schlafräume) höhere Schalldämmwerte eingeplant werden sollten. In der Regel liegt die Schalldämmung von „Standardfenstern“ im Bereich von ca. 33-35 Dezibel (dB). Sehr gute Schalldämmungen erreichen Werte von bis zu 45 dB. Eine Verbesserung um 10 dB entspricht dabei bereits einer Verdoppelung des Schallschutzes! Eine gute Planung beinhaltet auch einen speziellen Einbau für Schallschutzfenster; erst mit diesem kann die schalltechnische Leistung der Fenster voll ausgeschöpft werden.
Jetzt sind Sie sattelfest, was die inneren Werte Ihrer Fenster anbelangt. Für die Fensterplanung sowie spätere Baubesprechungen ist es hilfreich, zudem einige weitere Fachbegriffe zu kennen, die wir Ihnen in unserem Beitrag „Was macht eine Olive am Fenster?“ zusammengestellt haben. Damit es beim Fensterkauf keine Missverständnisse gibt.